Semantische Kurzschlüsse beim Einsatz von Präpositionen

Ein Kurzschluss führt bekanntlich zu einem Ausfall, ggf. brennt eine Sicherung im elektrischen Kreislauf durch. Ähnlich stelle ich mir semantische Kurzschlüsse vor, die im menschlichen Hirn geschehen, wenn beim Texten zielsicher die falsche Präposition gesetzt wird. Ich beobachte schon seit vielen Jahren, dass die genaue Verwendung von Präpositionen überlagert wird von teils bedauerlichen, teils lustigen Fehlgriffen.

Präpositionen heißen auf Deutsch Verhältniswörter, bekanntlich, weil sie zwei Dinge/Positionen i.d.R. in ein Verhältnis bringen wie vor, über, hinter usw. Im übertragenen Sinne beziehen sie eine Handlung oder Haltung auch auf ein Objekt; und hier liegt dann oft der Hase im Pfeffer. Hinlänglich bekannt ist die Unsicherheit bei der Zuordnung der richtigen Präposition bei “entscheiden” und “entschließen”. Ich habe mir hier eine Eselsbrücke gebildet, dass nämlich bei „entschließen“ begrifflich das Schloss enthalten ist, das bekanntlich etwas zu-schließt.

Nun zum Kurzschluss: Ein schönes Beispiel bietet das Instagram-Motto der Firma Metro:

METRO Deutschland GmbH

Inspiriert von der Leidenschaft am Kochen. Das teilen wir hier mit dir. Und du mit uns unter #gourMETRO” (Hervorhebung von mir).

Screenshot Instagram Metro mit schiefem Motto Leidenschaft am Kochen

Nun ja; es heißt Leidenschaft für etwas oder zu etwas, also Leidenschaft für das Kochen oder Leidenschaft zu(m) Kochen. (Selbstverständlich geht es mir hier nicht um einen erweiterten Infinitiv à la: …,um endlich wieder mit Leidenschaft zu kochen; zur Not kann man die Leidenschaft auch am Kochen halten.)

Was ist dem/der Texter/in von Metro passiert? M.E. ein klassischer emotiver Kurzschluss, der die Katachrese ausgelöst hat. Assoziiert wurde hier wohl die Freude, die viele am Kochen haben. Diese mächtige Assoziation im Hintergrund öffnete der Präposition “am” die Tür zum Text und in die missglückte Kombination mit der Leidenschaft.

Hier könnte manche(r) einwenden, dass Leidenschaft und Freude gar keine so enge semantische Allianz bilden. Ich denke dennoch, dass emotionale “Überspannungen” ein Erklärungsmodell für den schiefen Einsatz von Präpositionen bieten.

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