Die drei Strukturen einer Website
Markus Hövener hat in einem aktuellen Blogbeitrag etwas zu Strukturen im Zusammenhang mit SEO geschrieben. https://blog.bloofusion.de/seo-struktur/
Drei Strukturtypen unterscheidet er: logische, URL-Verzeichnis, Linkstruktur. Nur die letztere sei für Google relevant, da Google die Websites anhand der Linkstruktur analysiere. Hinzu kommt die Linkpower (Page Rank), die von der Startseite aus ungleich verteilt wird. Wichtige Inhalte sollten daher auf Seiten stehen, die von der Startseite aus ohne viele Zwischenstationen erreicht werden kann. Selbstverständlich relativiert Hövener die Bedeutungslosigkeit von “logischer” Struktur und Verzeichnisstruktur später wieder ein wenig.
Ontologien und Semantik als strukureller Leitfaden
Zunächst einmal zur logischen Struktur; die gibt es in dem hier gebrauchten Sinne nicht. Da Logik eine rein formale Struktur bezeichnet, meinte er wohl ontologische Struktur, oder – mehr aus linguistischer Perspektive – die semantische Struktur. Ontologien beschreiben im Prinzip Ordnungssysteme mit über- und untergeordneten Kategorien, die z.T. (in der Biologie) auch genetisch bedingt sind. Da aber die menschliche Begriffswelt etwas anarchischer ist, als die ontologisch gegründete Ordnungen, steht hier besser der Begriff der Semantik. Wer sich ein erstes Bild davon machen möchte, was ich meine, schaue sich einmal das semantische Netzmodell von Quillian an.
Kategorien – Verzeichnisstruktur – Linkstruktur
Ein Onlineshop mit einer breiteren Produktpalette bietet hier sicher das beste Anschauungsmaterial. Nehmen wir einen Lebensmittel-Shop: eine Kategorieebene wäre z.B. Hülsenfrüchte, dann kommen Bohnen, Linsen usw. bis wir dann auf der Produkt-Einzelseite ankommen: Weiße Bohnen getrocknet. Oder: Käse – französischer Käse – Rohmilchkäse – Camembert, bzw. italienischer Käse – Hartkäse – Parmesan. Solche semantischen Strukturen sind nicht in Stein gemeißelt; so könnte man in dem einen Beispiel die Kategorienebene umkehren: Käse – Rohmilchkäse – französische Rohmilchkäse – Camembert.
Hier kommt dann wieder die Linkstruktur ins Spiel: ich entscheide mich für die eine oder andere Struktur, nachdem ich festgestellt habe, dass es für meine Besucher wichtiger ist, dass Rohmilchkäse in der Kategorien-Hierarchie weiter oben steht. Marktbeobachtung und Keywordanalyse helfen hier weiter.
Die Verzeichnisstruktur muss nicht unbedingt der Linkstruktur entsprechen. So könnte der Link zu Rohmilchkäse folgende Verzeichnisstruktur abbilden: lebensmittel.tld/kaese/franzoesischer-kaese/franzoesischer-rohmilchkaese/ oder lebensmittel.tld/kaese/franzoesischer-rohmilchkaese/ Im letzteren Falle wäre dann der Käse sozusagen enger an die Startseite gerückt.
In manchen Fällen werden Verzeichnisstrukturen erzeugt, in denen manche Ebenen nicht durch Seiten repräsentiert werden. Da Google dies in früheren Statements als suboptimal bezeichnete, ist in meinen Augen die Verzeichnisstruktur auch für die Suchmaschinen nicht so unbedeutend. Für die Nutzerführung spielt sie insofern eine Rolle, als ich die URL-Struktur ähnlich wie bei breadcrumbs zur Orientierung nutzen kann. Außerdem diszipliniert sie die Seitenbetreiber, eine gute semantische Struktur aufzusetzen, die in einer Verzeichnisstruktur ihre Entsprechung findet und sich darin widerspiegelt.
Thematische Konkurrenz und Abgrenzung – Kannibalisierung
Im Prinzip kommt es letztlich doch wieder auf die semantische Struktur einer Website an. Hier muss jede Seite (erfolgsrelevante!) ihr Thema in hinreichender begrifflicher Breite abdecken. Dies aber in sorgfältiger Abgrenzung zu anderen Seiten. Das unter Kannibalisierung laufende Phänomen bezeichnet das konkurrenzverhältnis zwischen zwei Webseiten, die ein ähnliches Thema mit ähnlicher Begrifflichkeit behandeln. Suchmaschinen schätzen es, wenn Inhalt und Verzeichnisort in einem soliden 1:1 Verhältnis stehen.
Eine durchdachte semantische oder ontologische Struktur hilft also nicht nur den Besuchern bei der Orientierung. Auch Suchmaschinen werden Seiten mit einem klaren inhaltlichen Aufbau nach der Indexierung leichter thematisch einordnen können.
Eine weitere Frage, die einen eigenen Beitrag fordert, wäre: wie sollten nun einzelne Seitentexte gestaltet sein? Weniger unter dem textlich- rhetorischen Aspekt, dem Storytelling oder Ähnlichem, sondern: wie sieht ein gutes semantisches Begriffsgerüst aus, das eine gute “SEO-Statik” des Textes ergibt.
In meinem Seminar Suchmaschinenoptimierung gehe ich übrigens ausgiebig auf das Thema der Keywordrecherche und semantischen Strukturierung ein.